Jahrbücher für Geschichte Osteuropas

Im Auftrag des Osteuropa-Instituts Regensburg
herausgegeben von Martin Schulze Wessel und Dietmar Neutatz

Ausgabe: 61 (2013), 3, S. 456-457

Verfasst von: Guido Hausmann

 

Predprinimatel’skie dinastii Kamsko-Vjatskogo regiona. XVIII–XX vv. Kollektivnaja monografija [Unternehmerdynastien der Kama-Vjatkaer Region. 18.–20. Jahr­hundert. Eine kollektive Monographie]. Otv. red., avt. predisl. Nelli P. Ligenko. Iževsk: Udmurtskij institut istorii, jazyka i literatury UrO RAN, 2008. 259 S., zahlr. Abb. ISBN: 5-7691-2006-1.

Die von mehreren Autoren verfasste Publikation über Familien, die vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert in der etwa dem Gebiet der heutigen Republik Udmurtien entsprechenden Kama-Vjatka-Region unternehmerisch aktiv waren, gehört zu einem Typus von Veröffentlichung, der in Russland in den letzten zwanzig Jahren in unterschiedlicher Qualität Verbreitung gefunden hat. Er rekonstruiert die Biographien der lokalen und regionalen Unternehmerfamilien vor 1917, besonders die jeweiligen Lebenswelten und das unternehmerische Handeln. Häufig werden solche Veröffentlichungen ergänzt durch den Abdruck von Dokumenten sowie durch Porträtfotos aus verschiedenen Lebensphasen und -situationen.

Die vorliegende Kollektivmonographie wurde von der Historikerin Nelli P. Ligenko herausgegeben, die 2001 bereits eine Monographie über die regionale Kaufmannschaft des heutigen Udmurtien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vorgelegt hat. Die weiteren Autorinnen und Autoren sind jedoch keine Fachhistoriker, sondern Laien, die sich häufig bereits länger mit einzelnen Unternehmerfamilien beschäftigt haben, fast alle Nachfahren mit genealogischen Interessen.

Aus dem Typus der Veröffentlichung und dem Autorenkreis ergibt sich, dass die Veröffentlichung nur für einen kleineren Teil der westlichen Osteuropahistoriker, und auch für diesen nur bedingt, interessant und eine Detailbesprechung deshalb wenig sinnvoll ist. Nach einer kurzen Einleitung, die genauer auf das intensive Forschungsinteresse am Thema in der aktuellen russischen Geschichtswissenschaft eingeht, stellt ein erster Teil drei bedeutende lokale und regionale Unternehmerfamilien im Generationenwandel dar. Hervorheben lässt sich darunter die Familie Uškov, die über vier Generationen unternehmerisch tätig war, zunächst im Städtchen Elabuga, dann in anderen Orten der Region. Die Familie gehörte zu den Mitbegründern der chemischen Industrie Russlands, bis sie schließlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit Niederlassungen in Moskau, Kazan’ und St. Petersburg „in die unternehmerische Elite der russischen Geschäftswelt“ (S. 46) aufstieg. Der zweite Teil präsentiert in Teilkapiteln die Genealogien von sechs Unternehmerfamilien und belegt die engen verwandtschaftlichen Beziehungen der häufig aus der Bauernschaft aufgestiegenen und altgläubig geprägten Unternehmerfamilien. Erwähnenswert ist neben dem reichhaltigen Fotomaterial der Abdruck der Erinnerungen von Il’ja Pavlovič Krivcov (14 Seiten), der zusammen mit seinem Bruder in Sarapul Eigentümer einer Leder- und Schuhfabrik war. In ihnen lässt der 1877 geborene Il’ja an der Front in Ostgalizien im Jahr 1915 für seine Kinder sein Leben Revue passieren.

Guido Hausmann, Freiburg i.Br.

Zitierweise: Guido Hausmann über: Predprinimatel’skie dinastii Kamsko-Vjatskogo regiona. XVIII–XX vv. Kollektivnaja monografija [Unternehmerdynastien der Kama-Vjatkaer Region. 18.–20. Jahrhundert. Eine kollektive Monographie]. Otv. red., avt. predisl. Nelli P. Ligenko. Iževsk: Udmurtskij institut istorii, jazyka i literatury UrO RAN, 2008. 259 S., zahlr. Abb. ISBN: 5-7691-2006-1, http://www.oei-dokumente.de/JGO/Rez/Hausmann_Ligenko_Predprinimatelskie_dinastii.html (Datum des Seitenbesuchs)

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